Generalvikar Dr. Leopold Städtler zu Gast im Bischöflichen Gymnasium Augustinum
Ein ganz besonderer Gast besuchte die Wahlpflichtfachgruppe Religion.anders am Bischöflichen Gymnasium Augustinum: Generalvikar Dr. Leopold Städtler, der älteste Priester der Steiermark, stand den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort zu prägenden Ereignissen seines Lebens. Bei Tee und Kuchen entwickelte sich ein faszinierendes Gespräch über seine Erfahrungen als Zeitzeuge des Zweiten Weltkriegs, des Zweiten Vatikanischen Konzils und über seine Sicht auf das Altern.
Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg
Leopold Städtler, der 1922 geboren wurde, erlebte den Zweiten Weltkrieg hautnah. Die Schülerinnen und Schüler wollten wissen, ob er gespürt habe, dass ein Krieg bevorstand, und wie er seine Zeit in der Hitlerjugend erlebt habe. Generalvikar Städtler erzählte, wie er sich geschickt der Hitlerjugend entzogen hatte und am Ende trotzdem seine Bestätigung erhielt. In der NS-Zeit war die Kirche ein Ort des Widerstandes. Städtler berichtete, dass die Propaganda der NS-Zeit viele Jugendliche beeinflusste und dass es schwer gewesen sei, sich dem Sog zu entziehen. Auch die Frage, welche Meinung er damals zu Hitler hatte und ob vorhersehbar war, welchen Schaden dieser anrichten würde, wurde diskutiert. Besonders bewegend waren seine Schilderungen darüber, wie die Kriegszeit sein späteres Leben als Priester geprägt hat.
Das Zweite Vatikanische Konzil und seine Auswirkungen
Ein weiteres wichtiges Thema war das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965). Die Schülerinnen und Schüler fragten, wie Städtler diese Umbruchzeit erlebt habe. Der Generalvikar erinnerte sich an eine Zeit der Erneuerung: Messen in der Landessprache, der Volksaltar und die Öffnung der Kirche zu den Laien und den anderen Weltreligionen. Es war euphorisierend und spannend zugleich!
Glaube, Berufung und persönliche Herausforderungen
Natürlich interessierte es die Schülerinnen und Schüler auch, was ihn dazu bewegt habe, Priester zu werden, und ob die Zeit im Internat des Bischöflichen Gymnasiums eine Rolle in seiner Berufswahl gespielt habe. Auch die 20 Jahre als Seelsorger im Industriegebiet der Mur-Mürz-Furche, wo unter den Arbeiterinnen und Arbeitern eine ausgeprägt kirchenkritische Haltung vorherrschte, prägte sein Leben nachhaltig und nahm auch einen großen und wichtigen Teil des Gespräches ein.
Man muss den Menschen auf Augenhöhe begegnen und sie so nehmen wie sie sind.
Wie wird man so alt?
Ein besonderes Interesse galt Städtlers hohem Alter. Die Schülerinnen und Schüler wollten wissen, welches Geheimnis hinter seiner Vitalität steckt. Ein Grund ist seiner Meinung, dass er bis ins hohe Alter passionierter Bergsteiger war.
Zum Abschluss des Treffens richteten die Schülerinnen und Schüler die Frage an ihn, welche Botschaft er der jungen Generation mit auf den Weg geben wolle. Seine Antwort: "Zufrieden wird man dann, wenn man jeden Tag so nimmt, wie er kommt."
Der Besuch von Generalvikar Leopold Städtler war eine bereichernde Erfahrung für alle Anwesenden und wird den Schülerinnen und Schülern sicher lange in Erinnerung bleiben.