Reisen

CATs auf der Kunst-Biennale in Venedig
(24.-27. Oktober 2024)

Foreigners Everywhere – Stranieri Ovunque – Fremde überall – so lautete das Motto der 60. Kunst-Biennale. Der brasilianische Kurator Adriano Pedrosa stellte das Thema der Fremde, der Migration sowie Fragen nationaler Identität und kultureller Diversität in den Mittelpunkt und bevorzugte Künstler:innen, welche selbst Erfahrungen mit Flucht oder Migration haben.

Der erste Tag führte uns in die Giardini, wo wir gemeinsam ausgewählte Pavillons besichtigten. Wir Schüler:innen des Wahlpflichtfaches CAT (Contemporary Art Theory) aus den 6ABC-Klassen fungierten als „Expert:innen“ und stellten einen selbst gewählten Pavillon vor Ort vor. In den Pavillons eröffnete sich uns zeitgenössische Kunst auf vielfältigste Art und Weise. Wir bewunderten analoge (Finnland, Uruguay, Brasilien) und digitale Installationen (Schweiz, Österreich, Deutschland), konzeptuelle Arbeiten (Slowenien), Skulpturen (Südkorea, Niederlande: aus Schokolade!), Plastiken (USA: aus Perlen) und Malerei (Rumänien, Slowakei) und ließen uns von Rauminstallationen wie beispielsweise der Inszenierung einer schillernden Unterwasserwelt (Frankreich) sowie Soundinstallationen (Großbritannien) beeindrucken. Die verschiedenen Raumerlebnisse ließen uns zeitgenössische Kunst hautnah erfahren. Vieles stimmte auch nachdenklich, beispielsweise der Polnische Pavillon. Er zeigte unter dem Titel „Repeat after me“ Videoinstallationen, in denen Menschen die Geräusche des Krieges imitieren und zum Nachahmen von Sirenen-Geheul und Maschinengewehrsalven anleiten. Die Geräusche des Krieges in Form stimmlicher Imitation waren bewegend. Der Krieg war immer wieder spürbar; beispielsweise war der israelische Pavillon geschlossen und bewacht, Russland hatte seinen Pavillon Bolivien überlassen. Herausragend war für uns der Pavillon Österreichs. Die Künstlerin Anna Jermolaewa hat sechs Telefonzellen, die aus der österreichischen Erstaufnahmestelle Traiskirchen stammen, aufstellen lassen. Dort ermöglichten sie tausenden Schutzsuchenden die Verbindung mit ihren Angehörigen in den Heimatregionen. Kleine Graffiti zeugen von den Emotionen, den Hoffnungen und Sorgen der Menschen, die traumatische Migrationserfahrungen mit sich tragen. „Rehearsal for Swan Lake”, eine Videoinstallation, bezieht sich auf Jermolaewas Erinnerungen an ihre Jugend in der Sowjetunion. Bei Wechsel des Staatsoberhauptes wurde im Fernsehen für mehrere Tage Tschaikowskys Ballett Schwanensee ausgestrahlt, weshalb „Schwanensee” ein Codewort für Machtwechsel war. „Garden Secret for You“ lautete der architektonische Beitrag von Slowenien, der den Schlusspunkt der Giardini-Tour bildete, die bekrönt war mit Blumen für Frau Prof. Sulzberger.

Die 60. Biennale in Venedig zeigte sich uns bunt, witzig, politisch, sinnlich, ergreifend und überraschend.

Am Nachmittag tauchten wir auf der Insel San Giorgio Maggiore in die Arbeiten der niederländischen Künstlerin Berlinde De Bruyckere ein. Kirche und Kloster boten einen außergewöhnlichen Rahmen für ihr bisheriges Schaffen, beispielsweise ihre Erzengelfiguren. Der Blick vom Vorplatz der Kirche, ein Bauwerk des Renaissancearchitekten Andrea Palladio, auf den gegenüberliegenden Markusplatz mit dem Campanile sowie auf die Salutekirche eröffnete uns ein Erscheinungsbild dessen, was Venedig ausmacht.

Der zweite Tag startete mit einer Führung am Markusplatz. Frau Prof. Sulzberger informierte über historische Details und erklärte Bauwerke am und um den Markusplatz. Herrn Prof. Pongratz war es zu verdanken, dass wir – sehr spontan – die Ausstellung „Deep“ von Erwin Wurm in der Biblioteca Nazionale Marciana sowie den beeindruckenden Dogenpalast (inklusive Gang über die Seufzerbrücke ins Gefängnis) besuchen konnten.

Im Arsenale wurden wir von einem Astronauten „begrüßt“, der uns den Weg ins Ausstellungsgelände wies, wo wir weitere Länderbeiträge (u.a. China) bestaunen konnten. Unterwegs trafen wir den österreichischen Künstler TOMAK, der sich begeistert zeigte von unserem Interesse an der Biennale.

Mit den Begleitausstellungen im Palazzo Franchetti (Greenhouse, Breasts, Your ghosts are mine) sowie einem kurzen Abstecher ins noble Einkaufszentrum Fondaco dei Tedeschi nahmen wir mit vielen Eindrücken und Erlebnissen Abschied von der Serenissima.

CATs